Spätsommer: Zeit für das Krebsfest in Schweden
An einem Sonntagabend sitze ich mit einem Eis auf einer Bank im kleinen Hafen von Magnarp auf der Halbinsel Bjäre. Die Sonne ist tagsüber noch herrlich warm und auch wenn der Wind kräftig weht, kann ich meine Nase in die Sonne recken und die Augustwärme genießen.
In einer kleinen Hütte gleich neben mir am Beginn der Mole ist irgendwie viel los. Menschen mit Rädern kommen und gehen, begrüßen sich, winken sich zu, packen Taschen von ihren Fahrrädern, ein Mann hat eine Gitarre dabei. Eine kleine Gruppe steht etwas abseits und spricht übers Wetter. Eine Gruppe steht in der Hütte, in der sich ein Tisch mit Stühlen ringsherum befindet.

Man packt bunte Girlanden aus und hängt sie kreuz und quer über den Tisch. In die kleinen Fenster werden große Mond-Lampions gehängt und der Tisch wird gedeckt - In der Mitte steht eine große Schüssel mit Krebsen, garniert mit Dill.
Nachdem sich alle um den Tisch niedergelassen haben, ist auch mein Eis alle und ich will nicht ungehörig auf die fröhliche Runde starren - aber ich sehe noch die kleinen, bunten, spitzen Hütchen, die alle auf dem Kopf haben und die Papierlätzchen, die jeder um den Hals trägt. An jedem Platz steht auch ein Schnapsglas bereit - wahrscheinlich wird der Herr mit der Gitarre das ein oder andere Trinklied anstimmen.

Jaja, richtig, diese Leute haben sich zum Krebsessen verabredet. Auf Schwedisch heißt es kräftskiva oder auch kräftpremiär (kräfta heißt Krebs auf Schwedisch).
Warum man ein Krebsessen in Schweden feiert
Der Hintergrund für das Krebsessen liegt darin, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein das Fangen von Krebsen in schwedischen Seen von November bis August verboten war. Ab dem 7. August war es dann erlaubt Krebse zu fischen - und offenbar nutzte man dann auch direkt die Gelegenheit, um sich diese Leckerbissen zu fangen und gemeinsam zu verspeisen.
Lisa in "Die Kinder aus Bullerbü" erzählt: Erst im August darf man mit dem Krebsfangen beginnen. Der Tag, an dem es losgeht, ist beinahe so schön wie Heiligabend.
Wann man das Krebsfest in Schweden feiert
Das Verbot bis zum 7. August Krebse in Schwedens Seen zu fischen wurde endgültig im Jahr 1994 aufgehoben. Dennoch essen viele Schweden Krebse erst in der ersten Augustwoche. Zu dieser Zeit sind die Krebse wohlgenährt.
Es ist nun schon Tradition sich im Spätsommer im August zum Krebsessen mit Freunden zu treffen und Krebse zu essen. Restaurants bieten entsprechende Angebote an, für den Fall, dass man nicht zu Hause ein Krebsessen ausrichten möchte.

Wie man das Krebsfest in Schweden feiert
Wie es beim Krebsessen zugeht, habe ich eingangs bereits beschrieben. Bereits im Juli kann man in den Supermärkten die verschiedensten Partyartikel kaufen, die mit dem Krebsessen zu tun haben. Girlanden, Mondlampions, Platzsets, Krebsgirlanden, Luftschlangen mit Krebsen drauf, besagte Hütchen, Papierlätzchen (denn es spritzt ganz schön, wenn man die Krebsscheren knackt und das gute Kleid will man sich dann doch nicht bekleckern), Krebsballons uvm.

Woher die Krebse für das Krebsfest in Schweden heute kommen
In Schweden gibt es zwei Arten von Süßwasserkrebsen, Flusskrebse und Signalkrebse. Der Flusskrebs ist ursprünglich eine einheimisch schwedische Art, der Signakrebs kam erst in den 1960er Jahren aus Nordamerika nach Schweden. Eine dritte Art ist der Meereskrebs.
Ca. 20 - 25 % aller Krebse, die in Schweden gegessen werden, kommen auch aus Schweden. Alle anderen kommen unter anderem aus Asien.
Wichtige Zutaten für das Krebsfest in Schweden
Die Krebse für das Krebsfest werden mit Dill aufgetischt und sind natürlich der eigentliche Mittelpunkt des Festes. Traditionell reicht man dazu einen herzhaften Kuchen aus Västerbottenkäse und frisches Brot. Dazu gibt es Schnaps - man sagt "Eine Klaue, ein Schnaps." Ich glaube, da versteht sich von selbst, wie es auf einem Krebsessen zugehen kann.
Die Schweden lassen es sich nicht nehmen zu diskutieren, wie denn nun ein Krebs richtig zu essen sei, aber diese Diskussion würde hier in meinem Artikel nun doch zu weit führen. Am besten du fragst in Schweden selbst mal nach, wie es richtig geht.
Festessen mit Freunden im August
In Bullerbü werden nach dem aufregenden Krebsfang dann am Abend beim Großvater die Krebse gegesssen.
Natürlich musst du keine Krebse fangen, um im August ein Spätsommerfest mit Freunden zu feiern. Du kannst eine leckere Västerbottenpaj backen und dazu Salat, Schorle oder Wein servieren, ganz nach Gusto.

Västerbottenpaj ist nicht schwierig zuzubereiten. Möglicherweise hast du keinen Västerbottenkäse zu Hause. Du wirst ihn auch nicht im deutschen Supermarkt finden. Västerbottenkäse ist ein gereifter, kräftig schmeckender Käse. Du kannst ihn zum Beispiel durch einen jungen Parmesan ersetzen.
Genieße den August, die letzten warmen Spätsommertage. Und schicke uns gern ein Foto von deinem Krebsessen oder eben Spätsommerfest mit Freunden. Gerne auch über Instagram - verwende den Hashtag #augustmys.

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Quellen:
https://www.nordiskamuseet.se/utforska/hogtider/kraftpremiar/ 2025-08-28
https://fransverige.se/aktuellt/kraftguide-5-saker-att-tanka-pa-infor-kraftskivan/ 2025-08-28
https://www.wwf.se/djur/arter/sotvattenkraftor/#kraftfakta 2025-08-28
Astrid Lindgren, Die Kinder aus Bullerbü, Verlag Friedrich Oetinger 1988 (S. 296 und 305)